Veranstaltung
Schmucke Gebäude haben in den Landkreis Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim gelockt

Der Dorfplatz in Auernhofen ist mit Sitzmöglichkeiten und Brunnen der Mittelpunkt der kleinen Ortschaft. Darum herum stehen viele Gebäude mit schmuck sanierten Fassaden.Zoombild vorhanden

Dorfgemeinschaft Auernhofen,
Abdruck honorarfrei

(15. Mai 2024) Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim – Die Aktionstage Innenorte sind im Landkreis Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim über die Bühne gegangen. Die Veranstaltung findet alle zwei Jahre statt, die vier kommunalen Allianzen A7-Franken West, Aurach-Zenn, Franken 3 und NeuStadt und Land organisieren sie zusammen mit dem Landkreis. Förderer sind das Sachgebiet Städtebau der Regierung von Mittelfranken und das Amt für Ländliche Entwicklung Mittelfranken.

Bei der Auftaktveranstaltung im Sitzungssaal des Neustädter Landratsamts wies der stellvertretende Landrat Reinhard Streng daraufhin, dass es im Bereich Flächensparen ein Umsetzungsproblem gebe. Die Vorträge seien eine gute Möglichkeit, kreative Ideen aufzuzeigen. Markus Dohrer, Abteilungsleiter Land- und Dorfentwicklung des Amts für Ländliche Entwicklung Mittelfranken, zählte die zahlreichen Förderungen auf – als ein Beispiel nannte er die Dorferneuerung. Franziska Wurzinger und Stefan Gagstetter, Flächensparmanager bei der Regierung von Mittelfranken, stellten Aktuelles in Sachen Flächensparen in Mittelfranken vor. Themen, die auf den Nägeln brennen, sind: altersgerechtes Wohnen, Digitalisierung und Klimaschutz.
Um spielerisch aufzuzeigen, wie wichtig Flächensparen ist und Zahlen und Fakten zu liefern, organisierten die kommunalen Allianzen ein Quiz. Dabei kamen interessante Fakten ans Licht: Wussten Sie beispielsweise, dass das Innenentwicklungspotenzial, das sind Brachflächen und Baulücken, in Deutschland ungefähr die Fläche Berlins ausmacht? Oder dass in den vier kommunalen Allianzen zwischen den Jahren 2019 und 2023 bereits 168 Impulsberatungen abgewickelt wurden?
Für Aufsehen sorgten drei außergewöhnliche Praxisbeispiele. Hinter „Osta51“ bei Sugenheim steckt ein gemeinschaftliches Wohnprojekt – der Grundgedanke besteht auf dem Prinzip des Kollektiveigentums. Das Projekt lehnt sich an das Modell des Mietshäuser-Syndikats an und kauft Häuser für den gemeinschaftlichen Besitz, um sie dem privaten Wohnungsmarkt zu entziehen. Ziel ist, langfristig bezahlbaren Wohnraum zu schaffen.

Der Dorfplatz in Auernhofen ist mit Sitzmöglichkeiten und Brunnen der Mittelpunkt der kleinen Ortschaft. Darum herum stehen viele Gebäude mit schmuck sanierten Fassaden.Zoombild vorhanden

Dorfgemeinschaft Auernhofen, Abdruck honorarfrei

Landluft statt Großstadt-Dschungel
Die „Pfeinacher Hofgesellschaft“ bei Uffenheim ist ebenfalls ein alternatives Wohnkonzept. Eine Gruppe von fünf Freunden beschloss von der Großstadt zurück aufs Land zu ziehen und einen geerbten Hof gemeinschaftlich zu nutzen. Drei von ihnen kümmern sich vor Ort um das Anwesen. Neben dem Haus sind auch eine Wirtschaft, Brennerei, Nachbarschaftshilfe, Events, Backofen (Förderung über die Lokale Aktionsgruppe Südlicher Steigerwald) und Streuobst wichtige Standbeine. Sowohl „Osta51“ als auch die Pfeinacher Hofgesellschaft stellen dabei gemeinschaftliche Formen des Wohnens dar, wie sie sonst eher in der Großstadt üblich sind.
Mit dabei als Praxisbeispiel bei der Auftaktveranstaltung war auch der „ZEDTkauf“ aus dem oberfränkischen Zedtwitz im Landkreis Hof. Das Konzept zur Daseinsvorsorge hat bereits Preise wie „Mein Dorf hat Zukunft“ und „Gütesiegel Heimatdorf“ abgesahnt. Der Umbau des ehemaligen Vierseithofs begann im Jahr 2018, die Gemeinde trieb ihn maßgeblich voran. Heute punktet das Areal mit einem Dorfladen mit Vollsortiment, Café, drei Wohnungen, einem Gewerberaum und einem Außenbereich. Viele Helferinnen und Helfer packen ehrenamtlich mit an, unterstützen Angestellte und machen viel Werbung für den Laden – auch über soziale Kanäle in einer WhatsApp-Gruppe. Die Bürgerinnen und Bürger nutzen das Angebot rege und informieren sich über aktuelle Angebote im Dorfladen.
Nach der Auftaktveranstaltung gab es zehn Tage lang auch viel zu entdecken: Die Ortskerne von Emskirchen, Langenfeld, Herrnberchtheim, Frankenfeld, Trautskirchen, Neustadt, Auernhofen und Oberscheinfeld waren Kulisse für die Aktionstage „Mein Leben findet Innen statt“. Bei Vorträgen und Rundgängen hat es Informationen rund ums Bauen und Sanieren im Dorfkern gegeben. Viele Gebäude in den acht Kommunen öffneten sich für interessierte Blicke ins Innere oder auf die schmucken Fassaden. Das Amt für Ländliche Entwicklung Mittelfranken bezuschusste viele der vorgestellten Projekte mit Fördermitteln – unter anderem bei Maßnahmen während der Dorferneuerung.
Mitten in der Natur versteckt liegt der Eingang aus Holz zu einem ehemaligen Lagerkeller. Über eine lange Treppe hinab leben heute in fünf Metern Tiefe Fledermäuse.Zoombild vorhanden

Dorfgemeinschaft Auernhofen, Abdruck honorarfrei

Mitreden und mitgestalten
Die Dorferneuerung ist ein Programm zur Stärkung des ländlichen Raums in Bayern und zur Schaffung von gleichwertigen Lebensbedingungen in Stadt und Land. Die Mittel dafür kommen vom Bund und Freistaat. Es geht darum, die Lebens-, Wohn- und Umweltbedingungen auf dem Land zu verbessern und die Dörfer fit für die Zukunft zu machen. Die Dorferneuerung unterstützt Beratungsangebote und Planungen – unter anderem, um Leerstände wieder mit Leben zu füllen. Das Amt für Ländliche Entwicklung Mittelfranken sorgt mit der Dorferneuerung für eine zeitgemäße Infrastruktur, Treffpunkte für die Dorfgemeinschaft und Pflege der Kultur sowie Kleinstunternehmen zur Nahversorgung. Ein Eckpfeiler ist die aktive Beteiligung der Menschen in den Dörfern: Sie haben die Möglichkeit, mitzureden und mitzugestalten, um ihre Heimat lebens- und liebenswert zu erhalten.